Mutig, sensibel und fantasievoll - Kreatives Schreiben: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Landesjugendring-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
 
Zeile 34: Zeile 34:


|-
|-
||Arbeitsblätter:
||Arbeitsblätter [[Datei:Arbeitsblätter_aus_Juleica_Arbeitshilfe_Medien.pdf]]:
||
||
* Creative Commons
* Creative Commons

Aktuelle Version vom 27. Februar 2020, 13:10 Uhr

Info
Zielgruppe: ab 15/16 Jahre
Gruppengröße: 5-12 TN
Zeit:

4 x 45 Minuten; reichlich Pausen einplanen
dieses Modul kann auch als Wochenendschulung à 8 Zeitstunden angelegt werden

Raum:

1 Raum, rausgehen. Der Raum sollte gemütlich und einladend sein.

Materialien:

Papier und Schreibsachen

Technikbedarf: Tageslichtprojektor
Kann angewendet werden in Verbindung mit:
  • Videoclipy mit dem Handy
  • Audio-Umfragen
  • Animoto
Arbeitsblätter Datei:Arbeitsblätter aus Juleica Arbeitshilfe Medien.pdf:
  • Creative Commons
  • Urheberrecht
Dieses Modul hat erarbeitet Emmanuel Losch

Ich wurde einmal gefragt, ob Schreiben nicht eine „verkopfte“ Tätigkeit sei, ob Schreiber sich einsam in ihre Dachkammer zurückziehen und dort ihre inneren Prozesse zu Papier bringen. Viele Menschen glauben, dass Schreiben ein Weg nach „innen“ sei. Aber dem widerspreche ich. Schreiben ist der Weg nach „außen“ es ist eine Tätigkeit, die öffnet und nicht verschließt. Die die Welt erweitert und nicht eingrenzt.

Schreiben gehört wie das Malen zu einer schöpferischen Tätigkeit, die dann am besten funktioniert, wenn man sie mit anderen teilt und Erfahrungen austauscht. Und das ist die Essenz des kreativen Schreibens. Die Essenz dieses Kurses. Es geht um die Gruppe. Eine Gruppe von Menschen, von Kindern, von Jugendlichen bis hin zu Erwachsenen. Alle bringen ihre unterschiedlichen gesellschaftlichen Hintergründe und ihre individuelle Persönlichkeit mit, und genau das ist in diesem Kurs gefordert: Das Schreiben und das Erlernen des Handwerks ist ein gemeinsamer Weg, ein Prozess, der sowohl Brücken bauen als auch verbinden soll.

Dabei ist der gemeinsame Raum ein geschützter Raum, in dem man gemeinsam ausprobieren und arbeiten kann, in dem jedes Mitglied geschätzt wird und mit konstruktiver Kritik versucht wird, dem anderen zu helfen.

Mit kreativen Schreibübungen sollen Stärken gefördert werden. Denn in diesem Kurs geht es um die Weiterentwicklung und um das gemeinsame Lernen. Gute Autoren sind keine einsamen Dichter, sondern genaue Beobachter, welche die Welt und die Mitmenschen studieren können und so nicht nur glaubhafte und lebendige Figuren und Geschichten erfinden, sondern auch die eigene Sozialkompetenz fördern. Kreativität, Mut, Fantasie und Sensibilität für einen selbst und seine Mitmenschen: das sind nur einige der Punkte, um die es im kreativen Schreiben geht.

Ziele

Mit diesem Baustein erhalten die Teilnehmer einen Einblick in die Techniken des kreativen Schreibens. Darüber hinaus geht es auch darum, im gemeinsamen schöpferischen Prozess die Fantasie als Instrument zu entwickeln und mit kreativen Übungen Blockaden zu lösen und „aus sich heraus“ zu kommen. Es geht um den Spaß am Entwickeln von Geschichten und dem Handwerk welches dahinter steckt. Am Ende des Kurses sollte jeder Teilnehmer einen eigenen Text verfasst haben und eine gemeinsame Lesung gestaltet werden, bei der die eigenen Texte präsentiert werden.

Ziele des Kreativen Schreibens

  • Mit Schreib- und Schauspielübungen das Gemeinschaftsgefühl und die Sozialkompetenz zu fördern.
  • Fantasie und Sensibilität für sich und seine Mitmenschen in seiner Umwelt zu fördern und weiter zu entwickeln.
  • Grundlegende Arbeitstechniken des Schreibens und Lesens zu vermitteln.
  • Sich mit Literatur aus verschiedenen Zeitepochen beschäftigen und dabei einen Überblick über die verschiedenen Stile des Schreibens zu vermitteln.
  • Einblicke in die Arbeit eines Autors zu geben. (Z.B. wie präsentiere ich meine Texte überzeugend? Rezitieren und Lesetechniken)

Auf was gilt es zu achten?

  • Respektvoller und sensibler Umgang miteinander: Die Atmosphäre sollte so gestaltet werden, dass die Teilnehmer sich öffnen können und in sich selbst und die Gruppe Vertrauen haben.
  • Konstruktive Kritik
  • Mut zum Ausprobieren
  • Nichts ist falsch am Schreiben. Die Goldene Regel lautet: “Schreib mit Herz und überarbeite mit dem Verstand, aber vor allem: Schreib erstmal!”

Übungen

Begrüßung und Vorstellung der Inhalte und der Teilnehmenden (15 Minuten)Gemeinsames Vorstellen und Erklären des Kurses. Der Kursleiter, die Kursleiterin sollte einen Tennisball in der Hand haben und diesen jedem zuwerfen, der dran ist, sich vorzustellen.Jeder erzählt, nachdem er sich mit seinem Namen vorgestellt hat, was er besonders gerne hat und welche Geschichte er spontan im Kopf hat. Das kann biografisch sein oder nicht – es hat sich aber gezeigt, dass die meisten ihre Alltagserinnerungen erzählen.

Beobachten (15 Minuten)

Der Autor, wie der Mensch an sich, lebt vom Fundus seiner Beobachtungen lebendiger Menschen und seiner Umwelt. Dieser Fundus ist reicher und präziser als bei Leuten, die dies in ihrem Beruf nicht brauchen. Man muss nicht nur lernen genauer hinzuschauen, sondern auch, diese Beobachtungen im Gedächtnis zu speichern. Hierzu dienen Beobachtungsübungen wie die folgende:Der Blick aus dem FensterEin Teilnehmer öffnet das Fenster und schaut hinaus, er beobachtet, was draußen vor sich geht, dann berichtet er den anderen, was er gesehen hat. Dabei interessiert zunächst einmal der Mensch in seiner Umgebung und der Zusammenhang zwischen seinem Verhalten und der Situation.Beispiel: Wie verhält sich ein älterer Mann bei Sonnenschein auf dem Gehweg und wie eine ältere Dame bei Glatteis? Dies soll nacherzählt werden.

Assoziationskette (20 Minuten + Pause)

Mit dieser Übung wird die Fantasie und die Vorstellungskraft trainiert.Alle setzen sich im Kreis zusammen. Der Erste sagt ein Wort, der Nächste wiederholt es und hängt ein Wort an und so geht es weiter. Das Wort, das der Vorgänger, die Vorgängerin sagte, muss dabei stets wiederholt werden. Dabei soll nicht nachgedacht, sondern spontan reagiert werden. Der Letzte erzählt dann eine Geschichte. Es gibt daneben einen, der alle Wörter aufschreibt.Aus dieser Übung soll jeder eine kurze Geschichte schreiben und diesen dann nach einer Pause präsentieren. Dabei kann es sich um alles handeln: von Rap-Texten bis hin zu Kurzgeschichten oder Gedichten.

Hören und beschreiben (15 Minuten)

Bewusst hören und wahrnehmen. Jeder steht auf und schließt die Augen. Ein Fenster wird geöffnet. Jede*r soll zur Ruhe kommen und drei Minuten den Geräuschen zuhören. Dann sollen die Geräusche und die Gefühle dabei beschrieben werden.

Frei-schreiben (35 Minuten)

Es werden Texte (z.B. aus der Übung “Hören und Beschreiben”) besprochen und vorgetragen. Aus ihnen soll nun ein Wort, oder eine Figur herausgenommen werden und daraus eine neue Geschichte geschrieben werden. Es soll mit einem Konflikt begonnen werden, mitten hinein in ein emotionales Geschehen, um so die Fantasie zu beflügeln.

Wie machen es die anderen (25 Minuten)

Sätze weiterschreiben: Damit ist gemeint die ersten Sätze anderer Autoren weiterzuführen und eine eigene Geschichte (Text) zu erfinden.

Romananfänge:

“Medley” – Toni Bambara: Schon als ich durch die Tür trat und meine Tasche abstellte, wusste ich, dass ich nicht bleiben würde.

“Exchange Value” – Charles Johnson: Mein Bruder Loftis und ich kamen durch das Fenster der alten Dame hinein.

Sätze:

Mann/Frau „Wo warst du gestern Abend?“

Mann/Frau „Ich gehe nicht durch diese Tür!”

„Erinnerungen aufschreiben“ (15 Minuten)

Erinnerungen aufschreiben – Was habe ich gestern gemacht? Aus verschiedenen Erzählperspektiven.

Das Handwerkszeug (45 Minuten)

Die von den Teilnehmern verfassten Texte werden von ihnen vorgetragen und diskutiert. Jetzt ist es an der Reihe darüber zu sprechen, welches Handwerkszeug es beim Schreiben gibt. Mithilfe dieser Hinweise werden die Texte anschließend überarbeitet.

Anhand von Begriffen aus der Literaturwissenschaft und von Schreibbeispielen wird die Frage beantwortet, was eine Geschichte (ein Text) an dramaturgischen Mitteln braucht, um den Leser/Hörer/Zuschauer zu fesseln:

  • Erzählperspektive – Ich, Er, auktorial, usw.
  • Zeit – Vergangenheit, Gegenwart
  • Konflikt – Zwei oder mehr Figuren wollen unterschiedliche Dinge bzw. wollen Bedürfnisse stillen, die sie in eine „Kampfsituation“ bringen
  • Höhepunkt – der Punkt wo die Handlung auf einen großen Knall zusteuert, wo entweder eine Wahrheit offenbart oder eine Lösung gefunden wird.
  • Wandel – Die Figuren, meist der Protagonist, die Protagonistin, entscheiden sich entweder um oder durchlaufen einen charakterlichen Wandel. Damit findet die Geschichte nochmals zu einem Wendepunkt, von dem aus eine neue Storyline weiterführt.
  • Storyline – ein einzelner Handlungbogen. Eine Geschichte kann mehrere parallele, einander untergeordnete oder aufeinander folgende Storylines enthalten.
  • Protagonist – die Hauptfigur, der die Geschichte folgt.
  • Antagonist – Gegenspieler; meist gibt es einen oder mehrere GegenspielerInnen welche der Hauptfigur das Leben schwer machen.
  • Motivation – für jeden Charakter einzeln zu klären: Was treibt die Figuren an, welche Bedürfnisse haben sie und wollen sie erreichen? Die Motivation sollte nachvollziehbar sein.


Zum Abschluss Präsentation der Texte in einer gemeinsamen Lesung.


Linktipp

Schreibwerkstatt mit nützlichen Leitfäden unter http://literatur-forum.info/uebungsplatz/